Haften Sie als Geschäftsführer bei einem Cyberangriff persönlich? Die Antwort hängt davon ab, ob Sie nur Ihre IT-Sicherheit oder Ihre gesamte Informationssicherheit im Griff haben. Viele Entscheider verwechseln beides – ein potenziell kostspieliger Fehler.
Aktuelle Urteile, wie das des OLG Zweibrücken (Az. 4 U 198/21), bestätigen bereits heute die persönliche Haftung von Geschäftsführern bei Verletzung der Sorgfaltspflichten nach § 43 GmbHG. Mit der kommenden NIS2-Richtlinie, deren Umsetzungsfrist für EU-Staaten am 17. Oktober 2024 endete, wird diese Verantwortung nochmals drastisch verschärft. Wir klären den entscheidenden Unterschied zwischen den Begriffen und zeigen Ihnen, worauf es für den Schutz Ihres Unternehmens wirklich ankommt.
Was ist IT-Sicherheit? Die technische Festung Ihres Unternehmens
Die IT-Sicherheit ist der Teilbereich, der sich auf den Schutz Ihrer technischen Infrastruktur konzentriert. Sie umfasst alle Maßnahmen zum Schutz von Hardware, Software, Netzwerken und den darauf elektronisch gespeicherten Daten. Die IT-Sicherheit ist die Grundlage für den sicheren Betrieb Ihrer digitalen Systeme und ein zentraler Baustein jeder IT-Sicherheitsstrategie.
Stellen Sie sich die IT-Sicherheit wie die Alarmanlage, die Videoüberwachung und die verstärkten Schlösser an Ihrem Firmengebäude vor. Es geht um konkrete technische Schutzmaßnahmen wie:
Firewalls, die den Netzwerkverkehr kontrollieren.
Antivirenprogramme, die Schadsoftware erkennen und blockieren.
Backup-Systeme, die eine Wiederherstellung nach einem Datenverlust ermöglichen.
Verschlüsselung, die Daten für Unbefugte unlesbar macht.
Moderne IT-Sicherheit umfasst dabei drei Dimensionen: die physische Sicherheit (Schutz vor Diebstahl), die technische Sicherheit (Schutz von Daten in Netzwerken) und die administrative Sicherheit (Richtlinien für Nutzerkonten). Ein zentrales Prinzip ist hierbei die „Zero-Trust-Architektur“: Kein automatisches Vertrauen in Zugriffe, egal ob von intern oder extern.

Was ist Informationssicherheit? Das ganzheitliche Schutzkonzept für Ihre Werte
Die Informationssicherheit ist der übergeordnete strategische Rahmen, der den Schutz sämtlicher Unternehmensinformationen zum Ziel hat, unabhängig von ihrer Form. Das schließt digitale Daten ebenso ein wie vertrauliche Dokumente auf Papier, Baupläne in einer Schublade oder strategisches Wissen in den Köpfen Ihrer Mitarbeiter.
Um bei unserer Analogie zu bleiben: Die Informationssicherheit ist das gesamte Sicherheitskonzept Ihres Unternehmens. Es definiert nicht nur, welche Schlösser verbaut werden (IT-Sicherheit), sondern auch, wer einen Schlüssel bekommt, wie vertrauliche Dokumente entsorgt werden müssen und dass kein Mitarbeiter sensible Pläne im Café liegen lässt.
Das Fundament der Informationssicherheit bilden die drei klassischen Schutzziele, oft als CIA-Triade bezeichnet, die heute um einen vierten, entscheidenden Aspekt erweitert werden:
1. Vertraulichkeit (Confidentiality): Nur autorisierte Personen dürfen auf Informationen zugreifen.
2. Integrität (Integrity): Informationen müssen korrekt und vollständig sein und dürfen nicht unbemerkt verändert werden.
3. Verfügbarkeit (Availability): Informationen und Systeme müssen für autorisierte Nutzer jederzeit zugänglich sein.
4. Authentizität (Authenticity): Die Echtheit und Glaubwürdigkeit einer Information und ihrer Quelle muss sichergestellt sein.
Informationssicherheit beginnt bereits am Empfang: Eine konsequente Clean-Desk-Policy, die sichere Entsorgung von Dokumenten mit Aktenvernichtern nach DIN 66399 (mindestens Sicherheitsstufe P-4) und eine klare Zutrittskontrolle zu sensiblen Bereichen sind essenzielle, nicht-technische Maßnahmen.
Der entscheidende Unterschied in der Praxis: Eine klare Gegenüberstellung
Die folgende Tabelle bricht die Unterschiede auf die wichtigsten unternehmerischen Aspekte herunter und verdeutlicht, warum IT-Sicherheit nur ein Teil des großen Ganzen ist.
IT-Sicherheit vs. Informationssicherheit im Überblick
Merkmal | IT-Sicherheit (Die Technik) | Informationssicherheit (Die Strategie) |
Fokus | Schutz von technischen Systemen und digitalen Daten. | Schutz aller wertvollen Unternehmensinformationen. |
Umfang | Digital (Hardware, Software, Netzwerke). | Digital, analog (Papier) und menschlich (Wissen, Verhalten). |
Maßnahmen | Firewall, Virenscanner, Verschlüsselung, Backups. | Richtlinien (z.B. für Homeoffice), Schulungen, Zutrittskontrollen, Notfallpläne. |
Praxisbeispiel KMU | Absicherung des Servers gegen Hackerangriffe. | Erstellung einer Richtlinie für sichere Homeoffice-Arbeitsplätze inkl. Umgang mit Dokumenten. |
Standards & Normen | Technische Standards wie ISO/IEC 27002. | Ganzheitliche Managementsysteme wie ISO/IEC 27001 oder BSI IT-Grundschutz. |
Haftungsrisiken | Technische Fahrlässigkeit bei Systemausfällen. | Organisatorische Sorgfaltspflichtverletzung (§ 43 GmbHG), Verstöße gegen DSGVO/NIS2. |
Die Hierarchie ist eindeutig: Informationssicherheit > IT-Sicherheit > Cybersicherheit.
Warum diese Verwechslung für Ihr Unternehmen gefährlich ist
Ein typisches Szenario aus der Praxis verdeutlicht das Risiko: Ein mittelständisches Unternehmen investiert in eine hochmoderne Firewall und fühlt sich sicher. Die IT-Sicherheit ist auf dem neuesten Stand. Gleichzeitig entsorgt ein Mitarbeiter aus dem Vertrieb eine ausgedruckte Kundenliste mit sensiblen Daten einfach im Altpapier.
Das Ergebnis: Trotz exzellenter technischer Absicherung entsteht durch einen Verstoß gegen die Informationssicherheit ein massiver Schaden. Dieser kann von Reputationsverlust über DSGVO-Bußgelder bis hin zur persönlichen Haftung der Geschäftsführung reichen. Technische Maßnahmen allein sind wirkungslos, wenn die Prozesse und das Bewusstsein der Mitarbeiter fehlen. Studien belegen, dass rund 95 % aller erfolgreichen Cyberangriffe auf menschliche Faktoren wie Social Engineering zurückzuführen sind, die gezielte Manipulation von Menschen, nicht von Technik.
Bonus: Und wo passt hier die Cybersecurity hinein?
Cybersecurity (oder Cybersicherheit) ist ein spezialisierter Teilbereich der IT-Sicherheit. Der Fokus liegt hier eindeutig auf der Abwehr von kriminellen Bedrohungen aus dem Cyberspace. Während die IT-Sicherheit auch den Schutz vor einem Wasserschaden im Serverraum umfasst, konzentriert sich Cybersecurity gezielt auf die Bekämpfung von Cyberkriminalität, Cyberspionage und Cybersabotage über das Internet.

Ihre Checkliste: 5 Sofortmaßnahmen für die Informationssicherheit im Mittelstand
Theorie ist wichtig, Praxis ist entscheidend. Nutzen Sie diese 5-Punkte-Checkliste, um eine erste, kritische Einschätzung Ihrer Informationssicherheit vorzunehmen:
Wer darf was? Prüfen Sie Ihre Zugriffsrechte. Haben ehemalige Mitarbeiter noch Zugriff auf Systeme? Haben alle Kollegen nur die Rechte, die sie für ihre Arbeit zwingend benötigen (Need-to-know-Prinzip)? Eine unzureichende Zugriffskontrolle ist ein offenes Einfallstor für Angreifer.
Sind Ihre Zugänge mehrfach gesichert? Überprüfen Sie Ihr Passwort-Management. Existiert eine verbindliche Richtlinie für sichere Passwörter? Noch wichtiger: Wird die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) konsequent eingesetzt? MFA kann das Risiko eines unbefugten Zugriffs um bis zu 99,9 % reduzieren.
Können Sie Ihre Daten wirklich wiederherstellen? Testen Sie Ihre Backup-Strategie. Werden regelmäßig Backups nach der bewährten 3-2-1-Regel erstellt (3 Kopien, 2 Medien, 1 extern)? Entscheidend ist jedoch: Wurde die Wiederherstellung dieser Backups in den letzten drei Monaten erfolgreich und vollständig getestet? Ein ungeprüftes Backup ist wertlos.
Ist Ihr Team Ihre stärkste Verteidigungslinie? Evaluieren Sie die Mitarbeiter-Sensibilisierung. Wann fand die letzte nachweisliche Schulung Ihrer Mitarbeiter zum Thema Phishing und Social Engineering statt? Ein geschultes Team ist die effektivste Verteidigung gegen die häufigsten Angriffsvektoren. Eine nachhaltige Mitarbeiter-Sensibilisierung für Cyber-Sicherheit ist kein einmaliges Event, sondern ein fortlaufender Prozess.
Wissen Sie, was im Notfall zu tun ist? Kontrollieren Sie Ihren Notfallplan. Gibt es einen schriftlich fixierten Plan, was im Falle eines erfolgreichen Angriffs zu tun ist? Wissen die Verantwortlichen, wen sie anrufen müssen? Mit der NIS2-Richtlinie gelten strenge, gestaffelte Meldepflichten: eine Erstmeldung innerhalb von 24 Stunden und eine detaillierte Meldung binnen 72 Stunden. Ohne einen klaren Plan ist dies unmöglich einzuhalten.
Handeln Sie, bevor es andere für Sie tun
Die Unterscheidung zwischen IT-Sicherheit und Informationssicherheit ist keine akademische Spitzfindigkeit, sondern die Grundlage für ein wirksames Risikomanagement. Wer nur in Technik investiert, aber die Prozesse und Menschen vergisst, lässt die größte Tür für Angreifer weit offen. Prognosen zufolge werden die weltweiten Kosten durch Cyberkriminalität bis 2028 auf eine unvorstellbare Summe von 20,5 Billionen Euro anwachsen.
Ein Versäumnis in der Informationssicherheit kann für Ihr Unternehmen existenzbedrohend sein. Warten Sie nicht auf den Ernstfall oder darauf, dass der Gesetzgeber Sie mit NIS2 zum Handeln zwingt. Sprechen Sie mit uns über eine pragmatische und ganzheitliche Sicherheitsstrategie für Ihr Unternehmen.
Fordern Sie jetzt Ihre unverbindliche IT-Sicherheitsanalyse an und schützen Sie, was wirklich zählt: die Zukunft Ihres Unternehmens.
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